Frühgeschichte Indonesiens

Weite Teile der indonesischen Urgeschichte sind selbst heute noch unentdeckt. 1891 wurden auf der Insel Java von dem Forscher Eugène Dubois die bislang ältesten menschlichen Überreste gefunden. Diese Überreste stammen vom Homo erectus (Java-Mensch) und beweisen eine uralte Besiedlungsgeschichte Indonesiens. Da man ebenfalls Überreste des Homo sapiens aus derselben Zeit fand, geht man davon aus, dass in der Frühgeschichte Indonesiens zwei verschiedene Menschenarten gleichzeitig das Gebiet bewohnten. Die ältesten Funde aus der Maros-Höhle, die sich im Süden von Sulawesi befindet, belegen, dass die Geschichte Indonesiens weiter als 39.000 Jahre zurückreicht.

Das erste überlieferte große Ereignis fand ca. 1000 v. Chr. statt. Zu dieser Zeit erreichte die austronesische Wanderung die Insel Java. So erreichten zahlreiche Menschen aus Taiwan, China und den Philippinen das Gebiet Indonesiens. Diese bildeten die Grundlage für die indonesische Bevölkerung. Man geht davon aus, dass heute in ganz Indonesien ausschließlich austronesische Völker sesshaft sind und meist Abwandlungen der malaio-polynesischen Sprache sprechen. Die einzige bekannte Ausnahme stellen Neuguinea und seine vorgelagerten Inseln im Osten Indonesiens dar. Trotz zahlreicher Erkenntnisse steckt die Forschung über die Frühgeschichte Indonesiens derzeit noch in den Kinderschuhen. Bekannt ist ausschließlich, dass die ca. 1000 v. Chr. einwandernden Menschen aus Austronesien viele für die damalige Zeit besonders moderne Wirtschaftsformen nach Indonesien brachten. Darunter zählte vor allem das Wissen über den Anbau von Reis. Dadurch erreichte die indonesische Wirtschaft eine kleine Blütezeit und war in der Lage, regen Handel mit den Nachbarregionen zu führen, um Luxusgüter zu erhalten. Diesbezüglich wurden zahlreiche Trommeln aus Bronze in dem Gebiet Indonesiens gefunden. Diese stammten jedoch aus der Dong-Son-Kultur der Bronzezeit. Diese hatte ihr Zentrum in der besagten Zeit von 800 v. Chr. bis 200 n. Chr. im Süden des heutigen China bzw. des heutigen Nordvietnams. Zu dieser Zeit betrieb Indonesien einen regen Handel. Alte römische Aufzeichnungen belegen beispielsweise, dass Indonesien seit dem ersten Jahrhundert vor Christus Sandelholz und Gewürznelken nach Rom exportierte.

Diese Handelskontakte bestanden erst ausschließlich in den Westen nach Indien und Rom. Dies änderte sich jedoch im vierten Jahrhundert gravierend. Unruhen in der zentralasiatischen Steppe führten dazu, dass China die transkontinentale Seidenstraße eine gewisse Zeit nicht nutzen konnte. Dadurch erlag der festländische Handel Chinas mit den westlichen Ländern und Indonesien sah sich gezwungen, dem Seehandel mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Lediglich durch einen Zufall landeten die Chinesen in Indonesien. Durch zahlreiche Konflikte innerhalb Asiens und die für China vorübergehende Unbenutzbarkeit der Seehandelsroute in der Landenge von Kra eröffnete sich ein sehr lukrativer Handel für Indonesien.

Indonesien war also schon sehr früh in den internationalen Handel eingebunden. Das Land stellte sowohl für das Römische Reich im Westen als auch für das aufstrebende China im Norden einen geschätzten Handelspartner dar. Die Folge dessen war das Aufblühen zahlreicher Häfen an den anliegenden Küstengebieten. Diese gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen prägten das Land sehr und sollten den weiteren geschichtlichen Verlauf Indonesiens bestimmen.

Bis zu diesem Zeitpunkt waren alle existierenden Gesellschaften lediglich von einem Clan geführte Stammesgesellschaften. Innerhalb dieser Gesellschaften nahmen vor allem die Ahnenverehrung sowie die Verehrung von Tieren einen wichtigen Platz ein. Als Anführer kamen lediglich Menschen in Betracht, denen außergewöhnliche spirituelle Fähigkeiten nachgesagt wurden. Vorrangig achtete man auf die Fähigkeit, mit den verstorbenen Ahnen in Kontakt treten zu können und gemeinsam mit diesen das Wohlergehen der ganzen Gemeinschaft sicherstellen zu können. Entsprechend wurde dem Anführer des Stammes eine gewisse Ehrenstellung zuteil. Er genoss dabei jedoch keine außergewöhnlichen Privilegien und war ein in jeder Hinsicht gleichgestelltes Mitglied des Stammes.

Ab dem vierten Jahrhundert wurden den Menschen in Indonesien durch den immer weiter erfüllenden Seehandel zahlreiche neue Möglichkeiten eröffnet. Die dadurch erworbenen Luxusgüter wurden ein fester Bestandteil innerhalb der Gesellschaft. Bald darauf waren sie bereits aus dem rituellen Austausch der Gemeinschaft nicht mehr wegzudenken. Die Luxusgüter waren jedoch besonders teuer und nicht jedes Mitglied der Gesellschaft hatte Zugriff auf sie. Aus den daraus entstandenen Ungleichheiten entwickelten sich erste Formen von Gesellschaftsschichten und Hierarchien. Der Leiter des Monopols über die Luxusgüter verteilte diese nach eigenem Ermessen unter den Menschen und schuf dadurch Abhängigkeiten. Nach und nach waren alle Stämme Indonesiens von dieser Entwicklung betroffen. Nur durch diese Entwicklung von kleinen zersplitterten Stammesgesellschaften zu einem großen hierarchischen Staat wurden Rahmenbedingungen geschaffen, um eine modernere Wirtschaft stützen und stabilisieren zu können.

Frühe indonesische Fürstentümer

In Indonesien orientierte man sich an Funan bezüglich aller staatlichen und verwaltungstechnischen Entwicklungen. Die Quellen neuer Glaubensvorstellungen und religiöser Horizonte war hingegen Indien. Lange Zeit vermutete man eine indische Kolonisierung von Indonesien hinter den gewaltigen Einflüssen der indischen Kultur. Neuere Erkenntnisse belegen jedoch, dass eine Kolonisierung nicht stattfand, sondern die indischen Vorstellungen freiwillig aufgrund besonders ähnlicher Ansichten und Interessen übernommen wurden. Die indischen Ideen von der Ordnung der Dinge waren zu dieser Zeit in ganz Asien sehr beliebt und dominierten den religiösen Glauben. Dies ermöglichte vor allem die Entwicklung des Mahayana-Buddhismus aus dem Hinduismus. Das wesentlichste Erfolgsmerkmal des Buddhismus war die Gestattung von Handel und Missionierung. Dadurch expandierten die indischen Vorstellungen nahezu widerstandslos in ganz Asien.

Durch die Etablierung Indiens als religiöse Pilgerstätte für ganz Asien profitierte Indonesien ebenfalls. Die vielen Pilgerreisen gläubiger Chinesen nach Indien wurden meist auf See vollzogen. Dabei passierten die Pilger zwangsläufig Indonesien. Durch die Bewirtung und den regen Handel mit den Pilgern erhöhte sich der Wohlstand in einigen Hafenstädten und Küstengebieten. Gemeinsam mit den vielen buddhistischen Pilgern gelangten so jedoch ebenfalls Ideen des Brahmanismus und des Hinduismus nach Indonesien.

Viele Aufzeichnungen chinesischer Seefahrer und chinesischer Pilger aus dieser Zeit belegen die Existenz von großen fluktuierenden Hafenstädten im Westen von Java und im Süden von Sumatra. Die Regionen an der Sundastraße hatten bis zu dieser Zeit lediglich einen indirekten Handel mit China. Die beiden Haupthandelspartner Indien und Funan handelten selbst mit China und ermöglichten dadurch den Import chinesischer Produkte nach Indonesien. Dies änderte sich jedoch während der Chin-Dynastie. China verlor den Einfluss über die zentralasiatische Landroute und konzentrierte sich auf einen erweiterten Seehandel. Da man sich nun nicht länger ausschließlich auf Routen über Funan verlassen wollte, handelte nun China ebenfalls direkt mit Indonesien.

„2 masts of voc ship „“the Batavia““ at sunset“

Im Laufe der Zeit entwickelte sich China als äußerst lukrativer Handelspartner von Indonesien. In frühen chinesischen Berichten fällt besonders oft der Name einer indonesischen Hafenstadt an der Sundastraße. Während sie vorläufig von den Chinesen als „Ko-ying“ bezeichnet wurde, etablierte sich ab dem fünften Jahrhundert der eigentliche Name „Ho-lo-tan“. Die Beziehungen zwischen China und Indonesien entwickelten sich so gut, dass der Herrscher von Ho-lo-tan im Jahr 430 beim chinesischen Hof Schutz für seine Schiffe erbat. Später war dieser Ort unter dem Namen „Kan-to-li“ bekannt. Man vermutet, dass er der Vorläuferstaat des im Süden von Sumatra beheimateten Großreichs Srivijaya war. Eine genaue Zuordnung ist jedoch nicht möglich, da die vielen verschiedenen chinesischen Ortsnamen eine genaue Lokalisierung nahezu unmöglich machen.

Alle großen Städte und Zentren von indonesischen Königreichen waren von einem weit abgelegenen Hinterland gekennzeichnet. Das weite Hinterland war für die größtenteils schwer erreichbaren Städte nur schwer kontrollierbar. Daraus resultierten besonders viele Revolten und Autonomieforderungen der verschiedensten kleinen Teile der einzelnen Königreiche. Dies erschwerte vor allem eine zentralgesteuerte Regierungsweise und zwang die Herrscher, den besonders weit abgelegenen Teilen des Reiches eine besonders große Autonomie zu ermöglichen. Die damaligen Regierungen ergaben sich jedoch nicht immer kampflos den Forderungen des Hinterlands. Jedes Königreich war bestrebt, eine besonders große militärische Stärke aufzubauen, um seine Macht zu stabilisieren. Die Armeen kamen vor allem zum Einsatz, um die besonders häufigen Bauernrevolten bereits im Keim zu ersticken oder direkt nach dem Ausbruch niederzuschlagen, um weitere Revolten zu verhindern. Darüber hinaus versuchte man, einen besonders starken Personenkult um den Herrscher aufzubauen. Die Stabilität des gesamten Reiches konnte nur durch Akzeptanz oder Unterdrückung gewährleistet werden. Der genaue Einfluss der einzelnen Königreiche ist jedoch nur schwer feststellbar.

Zu dieser Zeit etablierte sich in Indonesien die Vorgehensweise, Vasallen zu nehmen. Dabei ließ man sich ein erobertes Gebiet selbst verwalten, macht sie jedoch seinen Einfluss durch die Zahlungen von hohen Tributen geltend. Diese Tribute konnten entweder Geld- oder Sachleistungen sein. Im Laufe der Jahre wurden viele Gebiete von unterschiedlichen Königreichen erobert und zur Tributzahlung verpflichtet.

Das buddhistische Königreich Srivijaya

Bereits 200 bis 500 nach Christus ließen sich Anfänge des buddhistischen Reiches Srivijaya erkennen. Dieses Königreich hatte seine Blütezeit um 700 nach Christus und bestand bis zum 14. Jahrhundert. Sein Herrschaftsbereich erstreckte sich von Sumatra über die malaiische Halbinsel bis hin nach Java. Eine zentrale Rolle nahm für dieses Reich die auf Sumatra gelegene Stadt Palembang ein. Die meisten Experten gehen davon aus, dass diese Stadt dem buddhistischen Königreich als Hauptstadt diente.

Palembang befand sich in einer äußerst günstigen Lage. Als Verbindungsstück zwischen der Sundastraße und der Straße von Malakka konnte Palembang sowohl als Hafen als auch als Handelsplatz für die verschiedensten Güter genutzt werden. Der überaus gewinnbringende Handel verhalf dem Reich zu großem Reichtum. Es pflegte vor allem einen regen Kontakt zu China und ging somit hohen Zollgebühren und militärischen Konflikten beim Handel aus dem Weg. Dies festigte den Reichtum und die Machtstellung Srivijayas noch weiter.

Zu dieser Zeit gab es zwei Reiche auf Sumatra. Über das zweite Reich ist jedoch nicht viel bekannt. Obwohl es im Jahr 600 noch deutlich bessere Kontakte zu China hatte als Srivijaya, wurde es bereits im Jahr 686 von srivijayaischen Truppen erobert. Überliefert ist lediglich, dass sich die Hauptstadt dieses einst einflussreichen Reiches in Jambi befand. In den darauffolgenden Jahren setzte das buddhistische Königreich seine Eroberungszüge fort und nahm weite Teile von Sumatra ein. Das Hauptziel dieser Feldzüge war vor allem, die wichtigen Handelspunkte zu kontrollieren und äußerst lukrative Zölle zu erheben. Noch heute findet man die Auswirkungen der srivijayanischen Kriege in Form von buddhistischen Tempeln auf der malaiischen Halbinsel, Kambodscha und Thailand vor.

Borobodur auf Java
Der Borobodur auf Java entstand im 9. Jahrhundert n.C. während der Sailendra Dynastie. Der Borobodur Tempel ist das grösste buddhistische Bauwerk in Indonesien.

Der Piratenkönig von Java

Auf Java etablierte sich hingegen ein eigenes Reich. Mit dem Königreich Mataram wurde ebenfalls die Sanjayadynastie auf Java eingeleitet. Die erste Erwähnung ihres Herrschers, dem Piratenkönig Sanjaya, datierte man auf das Jahr 732. Es kam immer wieder zu Anfeindungen und Konflikten zwischen Mataram und Srivijaya. Während des gesamten Bestehens der Sanjayadynastie ließ sich keine Einigung mit Srivijaya finden. Erst nach dem Tod des Nachfolgers des großen Piratenkönigs konnte 775 endlich Frieden mit den Srivijaya geschlossen werden. Die Srivijaya versuchten, den gerade geschlossenen Frieden mithilfe einer Hochzeit zu kräftigen. Sie versprachen eine der Töchter der Königsfamilie dem Sohn des regierenden Sailendras als Gemahlin.

Der Frieden währte jedoch nicht lange. Ebenso wie die Herrschaft der Sailendra zunehmend an Macht verlor, kehrten die Sanjaya wieder zurück und führten eine neue Ära der Piratenkönige ein. Der Umsturz geschah jedoch vollkommen friedlich, indem sich die Thronerben der Sailendra in einen Piratenkönig der Sanjaya-Linie verliebte und diesen zum Herrscher Javas ernannte. Bald darauf keimten die alten Konflikte zu den Srivijaya wieder auf. Die Lage eskalierte schließlich im Jahr 990 als Mataram erneut Srivijaya angriff. Trotz Sieg sahen sich die Srivijaya gezwungen, einen Boten nach China zu schicken, um für Truppen zur Verteidigung zu bitten. Dieser Bitte wurde nachgegeben, sodass Srivijaya die zahlreichen Angriffe weiterhin abwehren konnte und schließlich 1006 das Königreich Mataram erobern konnte. Anschließend entwickelte sich ein freundliches Verhältnis zu dem gerade entstehenden Königreich Kediri im Westen von Java.

Das Ende des buddhistischen Königreichs

Das Ende von Srivijaya begann bereits im elften Jahrhundert nach Christus. Der Einfluss des buddhistischen Reiches nahm immer weiter ab, bis Srivijaya plötzlich und ohne vorher erkennbaren Grund von dem indischen Königreich Chola angegriffen wurde. Das indische Königreich war bereits seit 1025 bemüht, seine Macht durch eine militärische Ausdehnung immer weiter zu vergrößern. Das Schicksal des Königreiches Srivijaya wurde in einer vernichtenden Niederlage in einer Seeschlacht besiegelt. Das Königreich Chola stellte jedoch lediglich Tributforderungen, um seine weiteren militärischen Bemühungen zu finanzieren. Srivijaya blieb also trotz Niederlage weiterhin ein eigenständiges Königreich.

Die Singhasari nutzten jedoch die schwache Lage Srivijayas in den kommenden Jahren fortwährend aus. Ab dem 13. Jahrhundert befanden sich beide Königreiche in ständigen militärischen Konflikten, sodass die Singhasari weite Teile von Srivijaya eroberten. Srivijaya zerfiel zunehmend, sodass die wenigen kleinen Gebiete, die sich nicht zu eigenständigen kleinen Königreichen abspalteten, letztlich von den Singhasari und den Majapahit vollständig erobert wurden. Die zahlreichen kleinen abgespalteten Königreiche basierten vorwiegend auf dem Ackerbau.

Die Teilung des Königreichs Kahuripan

Nachdem das Königreich Mataram im Krieg fiel und auseinanderbrach, übernahm ein Sohn des Königs von Bali die Reste des Königreichs Mataram im Osten von Java. Er bemühte sich um Frieden mit den Srivijaya und setzte alles daran, die Macht und die Ordnung des alten Königreichs wiederherzustellen. Als Zeichen für den Neuanfang gab er diesem Königreich den Namen Kahuripan. Später vertiefte er den Frieden mit den Srivijaya, indem er die Tochter des damaligen Königs von Srivijaya heiratete. Sie schenkte ihm zwei Söhne.

Der König von Kahuripan konnte sich nicht entscheiden, welchem seiner beiden Söhne er das Reich vermachen würde. Aus diesem Grund zerteilte er sein Reich 1045 in zwei gleich große Teile. Seine beiden Söhne benannten die Reiche Kediri und Jangala. Beide existierten harmonisch nebeneinander, bis der alte König verstarb. Erst nach seinem Tod bekriegten sich die beiden Söhne, um die Herrschaft über das gesamte Königreich des Vaters zu erlangen.

Im Laufe der folgenden Jahre erlangte das Reich Kediri großen Reichtum. Es eroberte zahlreiche Reiche im Süden und verlangte von diesen seltene Gewürze als Tribut. Diese Gewürze ließen sich gewinnbringend an Indien und China verkaufen. Doch die ständigen Konflikte und kriegerischen Ausschreitungen mit Jangala hinderten das Reich am Wachstum. Schließlich vereinte der Herrscher von Kediri, Kamesvara, zwischen 1117 und 1130 die beiden Königreiche, indem er die Tochter des Herrschers von Jangala heiratete. Damit stellte er das Königreich Kahuripan unter dem Namen Kediri wieder her.

Die Freude hielt jedoch nicht lange. In den kommenden Jahren wurde das Reich zunehmend aufgrund von Streitigkeiten zwischen Priestern und Regierung geschwächt. Während die Priester für sich immer mehr Einfluss und Autorität forderten, strebte die Regierung nach einer Aufrechterhaltung der alten Werte. Letztlich schwächte dieser Streit das Königreich so sehr, dass es bereits 1221 in der Schlacht von Genter besiegt und ausgelöscht wurde. Der siegreiche Kriegsführer rief daraufhin 1222 in den Trümmern von Kediri das Königreich Singhasari aus.

Die muslimischen Königreiche

Der Untergang Srivijaya wurde zudem dadurch begünstigt, da sich gegen Ende des 11. Jahrhunderts der Islam auf Sumatra ausbreitete. Die zahlreichen Kaufleute kamen auf ihren Reisen immer wieder in Kontakt mit dieser Religion. In Indonesien angekommen, teilten sie ihre Erfahrungen mit der dortigen Gesellschaft. Dadurch integrierte sich der Islam langsam während des zwölften Jahrhunderts nach Christus immer weiter in die indonesische Gesellschaft.

Die Religion gewann zunehmend an Einfluss in den Gesellschaften Sumatras und führte sogar zu der Gründung zahlreicher muslimischer Königreiche. Das erste dieser muslimisch beeinflussten Königreiche war Pasai, das sich gegen Ende des 13. Jahrhunderts in Indonesien gründete. Es war jedoch nicht das erste von einem Muslim geführte Königreich Indonesiens. Im Jahr 1211 starb im Norden Sumatras ein indonesischer König, der während seiner Regentschaft zum Islam konvertierte und als erster bekannter Sultan der Geschichte Indonesiens starb.

Im Verlauf der folgenden Jahre baute sich der Einfluss des Islam in Indonesien immer weiter aus und führte dazu, dass im 15. Jahrhundert jedes indonesische Königreich zum Islam konvertiert war. Der letzte Prinz der Srivijaya konvertierte im Jahr 1414 und schuf dadurch das Sultanat von Malakka. Es befand sich auf der malaiischen Halbinsel.

Die Eroberung Indonesiens durch die Portugiesen

Die Königreiche Indonesiens waren im 16. Jahrhundert nach Christus stark vom Islam geprägt. Als die Europäer im 16. Jahrhundert zum ersten Mal auf Indonesien eintrafen, existierten fast ausschließlich Sultanate auf den Inseln. Trotz der großen und ereignisreichen militärischen Vergangenheit Indonesiens waren die indonesischen Sultanate den europäischen Streitkräften immer leicht unterlegen. Die Europäer schafften es jedoch nicht, die Bevölkerung Indonesiens zum Christentum zu konvertieren. Vor allem die großen einflussreichen Sultanate sorgten dafür, dass das Christentum bereits im Keim erstickt wurde. So sind vor allem Aceh im Norden Sumatras und das Sultanat von Malakka auf Java für die Eindämmung verantwortlich. Es wurde lediglich der Hinduismus als alternative Religion geduldet, der bis heute Bali dominiert.

Als Erstes stießen die Portugiesen im Jahr 1497 auf Indonesien. Sie bewunderten den Reichtum der zahlreichen Sultanate und versuchten, ihre Waren in Indonesien zu verkaufen, um durch geschickten Handel die großen Reichtümer mit nach Portugal nehmen zu können. Die indonesische Bevölkerung sah jedoch keinen Wert in den portugiesischen Waren und lehnte den Handel weitestgehend ab. Da das portugiesische Königshaus keine Möglichkeit sah, um durch den Handel mit Indonesien einen Vorteil zu erhalten, beschloss es den indonesischen Markt durch Militärgewalt zu erobern. Dies sollte Portugal einen entscheidenden Vorteil innerhalb von Europa garantieren, da die meisten der in Europa verkauften Gewürze von den indonesischen Gewürzinseln stammten.

Die Eroberungen begannen schließlich im Jahr 1503. Neben vielen strategisch wichtigen Punkten im Westen von Indonesien gelang es dem portugiesischen Herrscher 1511, das Sultanat von Malakka zu stürzen. Dieses überaus reiche Handelsreich hatte eine äußerst bedeutende Lage an der Straße von Malakka. Entsprechend versuchten zahlreiche europäische Reiche ebenfalls, diesen wichtigen Handelsknoten zu erobern. Den Portugiesen war jedoch die Bedeutung des Sultanats von Malakka durchaus bewusst, sodass sie die eroberte Hauptstadt zu einer unannehmbaren Festung ausbauten und bis 1641 hielten.

Der gewünschte Erfolg trat jedoch für Portugal nicht ein. Nach der militärischen Übernahme der Straße von Malakka wichen die meisten Kaufleute auf andere Häfen aus. In den kommenden Jahren wurden alle Möglichkeiten genutzt, um nicht mit den Portugiesen handeln zu müssen und somit entwickelten sich neue Handelsreiche auf Java und Sumatra.

Die Eroberung der Gewürzinseln

Aufgrund des mangelnden Erfolgs der militärischen Einnahme des Sultanats von Malakka beschloss die portugiesische Regierung, die Suche nach den Gewürzinseln in Auftrag zu geben. Der waghalsige Abenteurer António de Abreu nahm sich dieses Auftrags an. Nach lediglich einem Jahr Suche traf er 1512 auf Ambon ein und unterdrückte die dortige Bevölkerung mit militärischer Gewalt. Er war außerdem der erste Europäer, der die Insel Neuguinea bereiste.

Zu dieser Zeit herrschten auf den beiden Gewürzinseln die Königreiche Ternate und Tidore. Die Rivalität dieser beiden Königreiche ging so weit, dass Ternate die Portugiesen dazu überredete, 1522 einen Stützpunkt auf den Gewürzinseln zu errichten, um es gegen Tidore zu unterstützen. Tidore befand sich aber bereits in einem Bündnis mit Spanien, sodass die Portugiesen nicht angegriffen, um einen Krieg mit Spanien zu vermeiden. Die spanischen Truppen trafen schließlich 1525 ebenfalls auf den Gewürzinseln ein und taten es den Portugiesen gleich. Sie errichteten große Befestigungsanlagen und führten die Rivalität der beiden Gewürzinseln fort.

Die Zeit der niederländischen Ostinidien-Kompanie (VOC)

Der rege Handel mit den Gewürzen lockte neben Spanien und Portugal viele weitere europäische Reiche nach Indonesien. So erreichte ein niederländischer Seefahrer am 27. Juni 1596 die Westküste von Java. Dort erstand er jedoch nicht die gewünschten Gewürze und setzte deshalb seine Reise nach Osten fort. Seine Suche wurde erst 1597 auf Bali von Erfolg gekrönt, wo er mehrere Fässer mit Pfefferkörnern von den Einwohnern kaufen konnte. 1602 trafen ebenso die Engländer im Norden von Sumatra ein und erkundeten Indonesien bis zu den Molukken.

Historische Karte von Bali Holländische Invasion Bali Indonesien
Diese historische Karte zeigt die Insel Bali und wurde von niederländischen Seefahrer benutzt.

Etwa zu dieser Zeit zeichneten sich die Holländer langsam als Herrscher der Region ab. Sie verdrängten nach und nach die Portugiesen und übernahmen zahlreiche ihrer Eroberungen. Die Holländer wussten ihre neuen Schätze ebenfalls zu verteidigen. Sie kontrollierten weite Teile von Indonesien mehr als 300 Jahre. Den einzigen kleinen Rückschlag erlitten sie zwischen 1811 und 1816, als das britische Empire zahlreiche Inseln besetzte. Die Niederlande erhielten Indonesien lediglich im Austausch gegen Ceylon und Kapland zurück.

Nachdem die Niederlande Indonesien wieder zurückerhalten hatten, kam es zu mehreren Unruhen und Aufständen. Die Niederländer erbeuteten von den Javanern ebenso wie die Engländer zuvor eine hohe Pacht. Sie zwangen die Vorsteher jedes Dorfes und jeder Stadt dazu, das Geld für sie einzutreiben. Insgesamt wurden etwa zwei Fünftel der gesamten Ernte von den Niederländern geplündert.

Ein besonders großer Volksaufstand eignete sich zwischen 1825 und 1830 zu, auf welchem die Ureinwohner von Java gegen die niederländische Kolonialisierung rebellierten. Die Ausschreitungen konnten lediglich militärisch überwunden werden. So fielen in diesen fünf Jahren knapp 8000 Europäer und über 200.000 Javaner dem Volksaufstand zum Opfer.

Die zahlreichen Kämpfe und Opfer dieses Aufstandes erwirkten jedoch, dass die Niederlande ihr Pachtsystem überdachten. Statt zwei Fünftel der gesamten Ernte jährlich den Fremden zu überlassen, sollten die Javaner ein Fünftel ihres Bodens der niederländischen Regierung zur Verfügung stellen, um darauf ausgewählte Gewächse zu züchten. Zu dieser Vereinbarung gehörte jedoch ebenso, dass die Javaner 66 Tage des gesamten Jahres ihre vollständige Arbeitskraft zugunsten der niederländischen Regierung einsetzten. Diese 66 Tage waren jedoch vielmehr eine Richtlinie, die nie unterschritten, jedoch oft überschritten wurde. So befanden sich die Javaner nach den Aufständen in einer deutlich schlechteren Situation als vor den Aufständen. Sämtliche Waren wurden gewinnbringend nach ganz Europa verkauft. Die Einnahmen erreichten jedoch niemals Indonesien und wurden ausschließlich in den Niederlanden verbraucht.

Erst 1870 entschied sich das Parlament der Niederlande dazu, den Indonesiern ihr Land zurückzugeben. Dies geschah jedoch unter strengen Bedingungen. So wurden die Indonesier dazu verpflichtet, niederländischen Privatleuten ihr Land zu einem besonders günstigen Preis zu verpachten. Entschädigungszahlungen für das Leid der vergangenen Jahre wurden nicht geleistet.

Niederländische Seemänner mit dem Sultan von Bali.  Historische Ansicht
Niederländische Seemänner mit dem Sultan von Bali. Illustration von Hendrik Willem van Loon.

Die japanische Besatzung und der Unabhängigkeitskrieg

Während des Zweiten Weltkriegs besetzte die japanische Armee sämtliche indonesischen Inseln gegen Ende des Jahres 1941. Damit verfolgten die Japaner vor allem strategische Ziele. Sie richteten auf den indonesischen Inseln militärische Stützpunkte ein, um nahe gelegene feindliche Städte besser angreifen zu können. So wurden von den indonesischen Inseln aus die australischen Städte Broome und Darwin bombardiert. Nach der Kapitulation der Niederlande im März 1942 erlangten die Japaner die vollständige Gewalt über die indonesischen Inseln.

Vorerst erfreuten sich die Indonesier der Befreiung von den Niederlanden durch Japan. Schon bald zeigte sich jedoch, dass die Japaner die größte Schreckensherrschaft der Geschichte Indonesiens aufbauten. In den zwei Jahren bis 1945, als Japan im Zweiten Weltkrieg kapitulierte, wurden unzählige Gräueltaten begangen. Die insgesamt 1038 japanischen Kriegsverbrecher wurden in 448 Verfahren verurteilt.

Erst am 17. August 1945 wurde die endgültige Unabhängigkeit Indonesiens von Sukarno ausgerufen. Damals erstreckte sich der Einfluss der indonesischen Republik vorerst auf die Inseln Java und Matura sowie auf eine kleinen Teil Sumatras. Die restlichen Inseln standen noch immer unter der Herrschaft der Niederlande. Die restlichen besetzten indonesischen Gebiete führten zahlreiche Unabhängigkeitskriege und kämpften für ihre Freiheit. Nach und nach verloren die Niederlande die Sympathie der öffentlichen Meinung und gerieten zunehmend unter Druck. Nachdem sich im August 1949 die Amerikaner einschalteten und die Niederlande unter Zugzwang setzten, wurden erneut Verhandlungen mit der indonesischen Republik aufgenommen. Schließlich erkannte man die Souveränität Indonesiens am 27. Dezember 1949 in Amsterdam an und beschloss die Übergabe der indonesischen Gebiete an die Republik Indonesien. Dennoch zogen sich die Holländer nicht aus Neuguinea zurück und behielten einen Teil der Insel unter niederländischer Verwaltung.

Die Jahre der Unabhängigkeit Indonesiens

In den kommenden Jahren wurde eine Niederländisch-Indonesische Union gegründet. Dadurch versuchten die Niederlande weiterhin Einfluss auf Indonesien ausüben zu können. Die Erwartungen der Indonesier von einem lockeren Verband zum besseren kulturellen und wirtschaftlichen Austausch wurden hierbei nicht geteilt. Aufgrund zahlreicher Manipulationsversuche und ausgeübten Druck seitens der Niederlande beendete Indonesien die Union im Jahre 1956. Aufgrund ständigen Drucks wurden die Niederlande gezwungen, bis 1963 schrittweise auch ihren letzten Kolonialbesitz an die ursprünglichen Eigentümer zu übertragen. Der ausschlaggebende Grund war hierfür das New Yorker Abkommen vom 1. Mai 1963.

Das National Monument Jakarta Indonesien in der Nacht
Das National Monument in der Hauptstadt Jakarta symbolisiert die Unabhängigkeit Indonesiens. Mit der Errichtung wurde 1961 begonnen. 14 Jahre wurde es fertig gestellt und ist seither für Besucher zugänglich. Das Monument ist 132 Meter hoch und liegt im Zentrum von Jakarta.

Die Niederlande gestatteten die Unabhängigkeit der Indonesier lediglich unter der Bedingung, dass Indonesien keinen eigenständigen Staat, sondern eine Föderation mehrerer Teilstaaten bildete. Dies geschah, damit die Niederlande weiterhin Druck und Einfluss auf einzelne Teilgebiete der indonesischen Föderation ausüben konnten. Die endgültige Freiheit brachte den Indonesiern ausgerechnet ein Holländer. Der aus den Niederlanden stammende Raymond Westerling führte einen Putschversuch an, der dem Präsident Indonesiens Sukarno den Vorwand gab, die Forderungen der Niederlande zu ignorieren und einen Einheitsstaat auszurufen. Seitdem wird offiziell der Jahrestag der Revolution, der 17. August 1950, als nationaler Feiertag gefeiert.

Noch im November des Jahres 1950 besetzten die Indonesier die Hauptstadt der Republik Maluku, Ambon, und dehnten bis 1955 ihre Besatzung auf das gesamte Gebiet Malukus aus. Die neu erstarkte Republik geriet jedoch seit September 1963 immer wieder in Konflikte mit dem neu gegründeten Staat Malaysia. Die bedrohlichen Spannungen konnten lediglich mit einer Unterstützung durch britische und australische Truppen beigesetzt werden. In den darauffolgenden Jahren war Indonesien immer wieder der Schauplatz exzessiver Gewalt, Unterdrückung und brutaler Blutbade. Diese Situation änderte sich trotz zahlreicher Reformen bis in die heutige Zeit nicht. Die letzten bekannten Ausschreitungen fanden am 17. Juli 2009 in Form eines Bombenanschlags statt, der sieben Todesopfer und 50 Verletzte forderte.

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